Kielstreifen und gedoppelter Rumpf |
Nach den ersten Fahrten mit meinem Boot war ich recht enttäuscht über die mangelnde Stabilität der LKW-Plane. Insbesondere das Rutschen über Steine in Wasser hatte teils sehr große Löcher hinterlassen. Auffällig war auch, daß im Bereich der Kielstreifen die Löcher nicht durchgeschlagen haben. Ich habe dann nach meiner dreiwöchigen Tour entlang der schwedischen Schärenküste beschlossen, den unteren Rumpfbereich zu doppeln. An den Seitenwänden war während der gesammten Reise nicht ein einziges Loch aufgetreten. Daher halte ich es nicht für nötig diese ebenfalls zu doppeln.
Zusätzlich zur Doppelung habe ich auch Streifen zwischen Boden- Seitenwandteilen aufgeklebt sowie über den Kiel eben jenen Streifen, der dementsprechend auch Kielstreifen genannt wird. Der Rumpfbereich ist ebenfalls verstärkt, hier ist das PVC sogar vierlagig - ich nenne das Ganze spaßeshalber "Rammkappe". Mit dieser zusätzlich armierten Haut habe ich bisher sehr gute Erfahrungen gesammelt. Natürlich schlägt sich die Doppelung der Bootshaut im Gewicht nieder, aber die Stabilität war mir wichtiger.
Als ich mir die zusätzliche PVC-Plane für die Doppelung beim Autosattler besorgt habe, mußte ich feststellen, daß ich nun eine andere Qualität in den Händen hielt. Die Plane war noch etwas glatter und scheuerbeständiger. Es lohnt sich daher, verschiedene Sattler aufzusuchen und sich Musterstücken zum Qualitätsvergleich zu besorgen.
Ein weiteres Problem trat in den Schären durch das Anlanden an Felsenküsten auf. Nach dem Aussteigen habe ich das Boot meist am Bug hochgehoben und an Land gezogen. Dadurch lag das Heck mit dem Kiel auf den Felsen auf und die Haut wurde durch 3 Lagen PVC auf einer Länge von 30 cm komplett durchgescheuert. Dieses läßt sich nur durch sorgsamen Umgang mit dem Boot vermeiden. Evtl. ist es unter solchen Bedingngen sinnvoll ein Stück Teppich o. ä. mitzunehmen, das man als Schoner zuvor auf den Fels legt.
Wie dem auch sei, ich habe quasi als Experiment im Heckbereich den Kielstreifen mittig mit einem Streifen aus starkem Cordura unterlegt. Das Cordura ließ sich wie PVC mit Pattex aufkleben. Der Kielstreifen überlappt recht und links, so das eine stabile Verbindung mit der Haut gegeben ist. Ob dieser Streifen nur dazu dient, mein Gewissen zu beruhigen oder ob er wirklich eine Funktion hat, wird die Zukunft zeigen.
Wenn alles paßt und nichts weiter nachgearbeitet werden muß, kann man das Totholz einkleben. Ich habe dazu das Totholz an den Seiten mit PVC bespannt, dass ich mit kleinen Flachkopfnägeln angenagelt habe. Anschließend habe ich die PVC-Flächen mit Pattex bestrichen und trocknen lassen. Die entsprechenden Stellen im Heck der Haut habe ich dann ebenfalls mit Pattex bestrichen. Nach dem Trocknen habe ich das Gerüst komplett mit Totholz eingesetzt und die Haut sauber verschlossen. Mit der Heißluftpistole habe ich dann den Kleber reaktiviert und mit einem Lappen die Bootshaut gegen das Totholz gepresst - fertig!
Ursprünglich hatte ich als Sitz die Sperrholzsitzfläche eines Stuhls eingebaut, den ich mir in einer Schule "ausgeliehen" habe. Leider hat er nur das zerlegte Boot sperrig gemacht, war zu hart und ich saß zu tief.
Manche Paddler verzichten komplett auf einen Sitz und nehmen einen sorgfältig gepackten wasserdichten Packsack. In der Praxis hat sich aber mein Hintern als zu zart besaitet erwiesen - und es ist wirklich nicht angenehm, wenn einem zwischen zwei Inselchen plötzlich die Arschbacken einschlafen.
Mittlerweile habe ich mir von der Firma "Crazy Creek" einen einfachen Faltsitz besorgt und etwas umgeschneidert. Er wird nun mit zwei Blitzverschlüssen an der Bodenleiter befestigt. Damit habe ich bei Pausen oder abends im Camp auch gleich eine Sitzgelegenheit parat. Daunter liegt mein zusammengeklappter Bootswagen. Zum einen komme ich dann auf eine vernünftige Sitzhöhe, in der ich das Paddel kraftvoll führen kann, zum anderen ist er bei nötigen Landpassagen schnell griffbereit. Achse und Räder liegen dann gleich hinter dem Sitz.
Zu einem Kajak gehört auch eine Spritzdecke, die überkommendes Wasser und Regen abhalten soll. Ich wollte gerne eine textile und wenn möglich "atmungsaktive" Spritzdecke haben. In einem Army-Shop habe ich dann für 16 Euro eine olivgrüne Bundeswehr-Regenhose mit Gore-Tex-Ausstattung gekauft. Von der Kajakluke habe ich dann die Form auf Pappe übertragen und erst einmal ein Muster aus einem alten Bettlaken gefertigt. Als Saum dient bei der fertigen Spritzdecke ein Kanal aus Cordura-Reststückem, in dem ein starkes Gummiband (Seglerbedarf) verläuft. Der Schacht der Spritzdecke läßt sich mit einer Gummischnur und einem Schnurstopper enger ziehen. Die Nähte der Spritzdecke habe ich mit Nahtdichter versiegelt.
Leider ist der Stoff trotz Gore-Tex nicht wasserdicht - wahrscheinlich wurde die Hose vor der Ausmusterung mal gekocht. Wer weiß...
Spitzenbeutel Und Luftschläuche |
Um zu verhindern, dass das Boot bei einer Kenterung voll Wasser läuft, hatte ich mir Spitzenbeutel besorgt. Diese werden in Bug und Heck geschoben und der Bequemlichkeit halber über einen Schlauch mit Luft aufgepustet. Spitzenbeutel lohnen sich aber meiner Meinug nach nur, wenn man mit einem fast leeren Boot fährt. Auf Gepäcktouren nehmen sie zu viel Platz weg. Allerdings übernimmt hierbei das Gepäck die Aufgabe der Wasserverdrängung.
Da ich trotzdem etwas mehr Sicherheit durch zusätzlichen Auftrieb haben wollte, habe ich mir dann 3 m lange Seitenschläuche gekauft, die ich einfach zwischen Bootshaut und Gerüst klemme. Ich pumpe sie auch nicht ganz straff auf, schließlich sollen Sie nur im Notfall für Auftrieb sorgen. Ich bin sehr zufrieden mit dieser Lösung, da durch die Verwendung von Luftschläuchen quasi kein Stauraum verloren geht.
Zum Paddeln braucht man ein Paddel. Da ich endlich aufs Wasser und nicht weiter in der Werkstatt basteln wollte, habe ich mir ganze einfach eines gekauft. Dabei habe ich den Paddlerratschag befolgt, daß ein Paddel so leicht wie möglich sein sollte, schließlich hält man es den ganzen Tag in den Händen. Ich hatte mir ein preisliches Limit von 100 - 120 Euro gesetzt und mich schließlich für ein Glasfaserpaddel des tschechischen Herstellers Galasport entschieden, und zwar das Modell Classic. Es ist 230 cm lang, 60° rechts gedreht und wunderbar exakt teilbar. Auch bei Kälte liegt es warm in der Hand, es macht keinen Lärm wie manche Alu-Paddel und spritzt fast gar nicht. Trotzdem habe ich noch Spritzringe aufgezogen. Eine einfache Fangleine verhindert den Verlust, falls es mir mal aus den Händen gleitet.
Ein weiteres ganz wichtiges Utensil ist die Schwimmweste. Hierbei habe ich auf ein halbautomatisches aufblasbares Modell der Firma Secumar zurückgegriffen. Kaufentscheidend war für mich, das ich Feststoffwesten als sperrig und unangenehm empfand. Was nützt mir eine Schwimmweste, wenn ich mich nach Möglichkeit davor drücke, sie anzuziehen, wenn sie die meiste Zeit unter Deck liegt? Daher habe ich mich für einen schlanken, flachen, kaum störend zu tragenden Halbautomaten entschieden.
Eine Treidelleine, eine Gewässerkarte, ein Ösfass zum Wasser schöpfen sowie ein Schwamm vervollständigen das Equipment.
Für das Paddeln in der kalten Jahreszeit habe ich mir mittlerweile einen Trockenanzug zugelegt, aber er ist bisher erst ein einziges Mal zum Einsatz gekommen. Naja, der nächste Herbst und Winter kommen bestimmt...
Ruderanlage und Bootswagen |
Eine Ruderanlage und einen Bootswagen habe ich mittlerweile auch selbst gebaut. Hier die Links zu den Bauanleitungen:
Bootswagen
Umklappbare Ruderanlage
Eckdaten des Bootes |
Länge |
404 cm |
Länge über alles (incl. Ruder) |
419 cm |
Breite |
71 cm |
Gewicht incl. Ruderanlage |
25 kg |
Zuladung |
ca. 150 kg |
Und zum Schluß die Gretchenfrage: Lohnt es sich überhaupt, ein Boot selbst zu bauen?
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