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Eigenbau eines Faltbootes - Seite 8

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Das Vernähen von Ober- und Unterhaut

Die zusammengenähte und von innen mit schmalen Streifen verklebte Unterhaut wird auf Links gedreht und über das Bootsgerüst geworfen. In die Saumzugabe werden dann Löcher gestanzt, am einfachsten mit einer Lochzange. Der Abstand der Löcher sollte bei 10 cm liegen. Dann knotet man an einem der Löcher am Bug eine dünne Schnur an, z. B. Maurerschnur aus dem Baumarkt, und fädelt diese im Zick-Zack durch die Löcher, bis man am Bootsheck angekommen ist.
Dann beginnt man am Bug, die Spannung auf der Schnur etwas zu erhöhen. So arbeitet man sich bis zum Heck durch. Die Unterhaut sollte jetzt schon recht straff am Gerüst anliegen. Trotzdem fängt man noch einmal am Bug an und strafft die Schnur weiter. Man kann zur Unterstützung auch mal am Saumrand ziehen, um die Haut in die optimale Passform zu bringen.
Mit einem Stück Wachskreide markiert man schließlich die Oberkante der Bootswand, dort, wo Unter- und Oberhaut miteinander vernäht werden sollen.

 
Ist die Nahtlinie markiert, kann man die Schnur entfernen und die Bootshaut vom Gerüst nehmen. Bevor man nun beginnt, Ober- und Unterhaut zusammenzunähen, sollte man diese mit Stecknadeln zusammenheften. Ich habe allerdings schlußendlich einfach zum Bürotacker gegriffen und beide Hälften zusammengetackert. Dabei habe ich aber die Klammern nicht direkt auf die Nahtlinie gesetzt, sondern etwa 1 - 2 cm weiter außerhalb in der Saumzugabe. Beim Zusammenfügen muß man unbedingt darauf achten, daß beide Hälften auf Links gedreht sind, also die Innenseiten nach außen zeigen. Nach dem Vernähen wird die vollständige Bootshaut umgekrempelt, die Naht liegt dann im Inneren das Bootes. Mit dem Zusammentackern habe ich am Bug des Bootes begonnen. Hier muß darauf geachtet werden, dass die Bugspitze sauber ausgeformt wird. Danach habe ich das Heck zusammengetackert. Sollten die aufgezeichneten Nahtlinien trotz aller Mühe um Genauigkeit doch etwas unterschiedlich in der Länge sein, so hat man im Verlauf der Seitennähte etwas Spielraum, um diesen Fehler auszugleichen. Anschließend wird genäht. Ich habe dazu einen Tisch quer in den Raum gestellt, damit ich Platz hatte. Es ist nicht einfach, eine 4 Meter lange steife und sperrige Bootshaut zu nähen. Zudem solle man nach 20 cm oder 30 cm Naht die Bootshaut wieder ein Stück über den Tisch heben. Zweckmäig ist auch eine helfende Hand, die vorsichtig die Haut führt, aber keinesfalls zieht. Man beginnt zweckmäßigerweise am Bug und arbeitet sich Stück für Stück bis zum Heck durch. Dann näht man die andere Naht vom Heck zum Bug durch. Wenn das PVC auf dem Nähmaschinenboden nicht recht rutschen will, kann man diesen mit etwas Maschinenöl gleitfähig machen. Man näht die Naht zuerst nur einfach. Nachdem Ober- und Unterhaut miteinander vernäht sind, krempelt man die Haut auf rechts und setzt vorsichtig das Gerüst ein. Wahrscheinlich wird es nicht überall richtig passen. Wenn die Haut noch zu weit für das Gerüst ist, so ist dies kein Beinbruch. Man näht die entsprechenden Stellen einfach noch einmal enger nach. Schlechter ist es, wenn die Haut zu eng ist, weil man dann alle Nähte wieder öffnen muß. Wichtig ist, dass man beim Anpassen der Haut das Totholz nicht vergisst. Sitzt die Haut schließlich so gut, dass man mit dem Ergebnis zufrieden ist, näht man die entgültge Naht noch zwei mal nach. Dann wird der Saum auf eine Breite von etwa zwei cm Breite eingekürzt und mit einem Zick-Zack-Stich umkettelt, so dass der Rand des Polyestergewebes nicht ausfransen kann. Es lohnt sich, die Naht aber vorher zwischen PVC und Polyester ganz dünn mit Silikon oder Nahtdichter auszuspritzen, damit sie wasserdicht wird. Dann muß man aber mit dem umketteln der Naht warten, bis die Dichtungsmasse ausgetrocknet ist. Im Bug und im Heck kann es etwas kniffelig sein, die Nähte fehlerfrei mit der Nähmaschine zu nähen. Ich habe, da der Stoff hier insgesamt auch sehr dick war, eine Handnähahle verwendet.

 
Kielstreifen und gedoppelter Rumpf

Nach den ersten Fahrten mit meinem Boot war ich recht enttäuscht über die mangelnde Stabilität der LKW-Plane. Insbesondere das Rutschen über Steine in Wasser hatte teils sehr große Löcher hinterlassen. Auffällig war auch, daß im Bereich der Kielstreifen die Löcher nicht durchgeschlagen haben. Ich habe dann nach meiner dreiwöchigen Tour entlang der schwedischen Schärenküste beschlossen, den unteren Rumpfbereich zu doppeln. An den Seitenwänden war während der gesammten Reise nicht ein einziges Loch aufgetreten. Daher halte ich es nicht für nötig diese ebenfalls zu doppeln.
Zusätzlich zur Doppelung habe ich auch Streifen zwischen Boden- Seitenwandteilen aufgeklebt sowie über den Kiel eben jenen Streifen, der dementsprechend auch Kielstreifen genannt wird. Der Rumpfbereich ist ebenfalls verstärkt, hier ist das PVC sogar vierlagig - ich nenne das Ganze spaßeshalber "Rammkappe". Mit dieser zusätzlich armierten Haut habe ich bisher sehr gute Erfahrungen gesammelt. Natürlich schlägt sich die Doppelung der Bootshaut im Gewicht nieder, aber die Stabilität war mir wichtiger.
Als ich mir die zusätzliche PVC-Plane für die Doppelung beim Autosattler besorgt habe, mußte ich feststellen, daß ich nun eine andere Qualität in den Händen hielt. Die Plane war noch etwas glatter und scheuerbeständiger. Es lohnt sich daher, verschiedene Sattler aufzusuchen und sich Musterstücken zum Qualitätsvergleich zu besorgen.
Ein weiteres Problem trat in den Schären durch das Anlanden an Felsenküsten auf. Nach dem Aussteigen habe ich das Boot meist am Bug hochgehoben und an Land gezogen. Dadurch lag das Heck mit dem Kiel auf den Felsen auf und die Haut wurde durch 3 Lagen PVC auf einer Länge von 30 cm komplett durchgescheuert. Dieses läßt sich nur durch sorgsamen Umgang mit dem Boot vermeiden. Evtl. ist es unter solchen Bedingngen sinnvoll ein Stück Teppich o. ä. mitzunehmen, das man als Schoner zuvor auf den Fels legt.
Wie dem auch sei, ich habe quasi als Experiment im Heckbereich den Kielstreifen mittig mit einem Streifen aus starkem Cordura unterlegt. Das Cordura ließ sich wie PVC mit Pattex aufkleben. Der Kielstreifen überlappt recht und links, so das eine stabile Verbindung mit der Haut gegeben ist. Ob dieser Streifen nur dazu dient, mein Gewissen zu beruhigen oder ob er wirklich eine Funktion hat, wird die Zukunft zeigen.

Totholz einkleben

Wenn alles paßt und nichts weiter nachgearbeitet werden muß, kann man das Totholz einkleben. Ich habe dazu das Totholz an den Seiten mit PVC bespannt, dass ich mit kleinen Flachkopfnägeln angenagelt habe. Anschließend habe ich die PVC-Flächen mit Pattex bestrichen und trocknen lassen. Die entsprechenden Stellen im Heck der Haut habe ich dann ebenfalls mit Pattex bestrichen. Nach dem Trocknen habe ich das Gerüst komplett mit Totholz eingesetzt und die Haut sauber verschlossen. Mit der Heißluftpistole habe ich dann den Kleber reaktiviert und mit einem Lappen die Bootshaut gegen das Totholz gepresst - fertig!

Der Sitz

Ursprünglich hatte ich als Sitz die Sperrholzsitzfläche eines Stuhls eingebaut, den ich mir in einer Schule "ausgeliehen" habe. Leider hat er nur das zerlegte Boot sperrig gemacht, war zu hart und ich saß zu tief.
Manche Paddler verzichten komplett auf einen Sitz und nehmen einen sorgfältig gepackten wasserdichten Packsack. In der Praxis hat sich aber mein Hintern als zu zart besaitet erwiesen - und es ist wirklich nicht angenehm, wenn einem zwischen zwei Inselchen plötzlich die Arschbacken einschlafen.
Mittlerweile habe ich mir von der Firma "Crazy Creek" einen einfachen Faltsitz besorgt und etwas umgeschneidert. Er wird nun mit zwei Blitzverschlüssen an der Bodenleiter befestigt. Damit habe ich bei Pausen oder abends im Camp auch gleich eine Sitzgelegenheit parat. Daunter liegt mein zusammengeklappter Bootswagen. Zum einen komme ich dann auf eine vernünftige Sitzhöhe, in der ich das Paddel kraftvoll führen kann, zum anderen ist er bei nötigen Landpassagen schnell griffbereit. Achse und Räder liegen dann gleich hinter dem Sitz.

Die Spritzdecke

Zu einem Kajak gehört auch eine Spritzdecke, die überkommendes Wasser und Regen abhalten soll. Ich wollte gerne eine textile und wenn möglich "atmungsaktive" Spritzdecke haben. In einem Army-Shop habe ich dann für 16 Euro eine olivgrüne Bundeswehr-Regenhose mit Gore-Tex-Ausstattung gekauft. Von der Kajakluke habe ich dann die Form auf Pappe übertragen und erst einmal ein Muster aus einem alten Bettlaken gefertigt. Als Saum dient bei der fertigen Spritzdecke ein Kanal aus Cordura-Reststückem, in dem ein starkes Gummiband (Seglerbedarf) verläuft. Der Schacht der Spritzdecke läßt sich mit einer Gummischnur und einem Schnurstopper enger ziehen. Die Nähte der Spritzdecke habe ich mit Nahtdichter versiegelt.
Leider ist der Stoff trotz Gore-Tex nicht wasserdicht - wahrscheinlich wurde die Hose vor der Ausmusterung mal gekocht. Wer weiß...

Spitzenbeutel Und Luftschläuche

Um zu verhindern, dass das Boot bei einer Kenterung voll Wasser läuft, hatte ich mir Spitzenbeutel besorgt. Diese werden in Bug und Heck geschoben und der Bequemlichkeit halber über einen Schlauch mit Luft aufgepustet. Spitzenbeutel lohnen sich aber meiner Meinug nach nur, wenn man mit einem fast leeren Boot fährt. Auf Gepäcktouren nehmen sie zu viel Platz weg. Allerdings übernimmt hierbei das Gepäck die Aufgabe der Wasserverdrängung.
Da ich trotzdem etwas mehr Sicherheit durch zusätzlichen Auftrieb haben wollte, habe ich mir dann 3 m lange Seitenschläuche gekauft, die ich einfach zwischen Bootshaut und Gerüst klemme. Ich pumpe sie auch nicht ganz straff auf, schließlich sollen Sie nur im Notfall für Auftrieb sorgen. Ich bin sehr zufrieden mit dieser Lösung, da durch die Verwendung von Luftschläuchen quasi kein Stauraum verloren geht.

Sonstiges Zubehör

Zum Paddeln braucht man ein Paddel. Da ich endlich aufs Wasser und nicht weiter in der Werkstatt basteln wollte, habe ich mir ganze einfach eines gekauft. Dabei habe ich den Paddlerratschag befolgt, daß ein Paddel so leicht wie möglich sein sollte, schließlich hält man es den ganzen Tag in den Händen. Ich hatte mir ein preisliches Limit von 100 - 120 Euro gesetzt und mich schließlich für ein Glasfaserpaddel des tschechischen Herstellers Galasport entschieden, und zwar das Modell Classic. Es ist 230 cm lang, 60° rechts gedreht und wunderbar exakt teilbar. Auch bei Kälte liegt es warm in der Hand, es macht keinen Lärm wie manche Alu-Paddel und spritzt fast gar nicht. Trotzdem habe ich noch Spritzringe aufgezogen. Eine einfache Fangleine verhindert den Verlust, falls es mir mal aus den Händen gleitet.
Ein weiteres ganz wichtiges Utensil ist die Schwimmweste. Hierbei habe ich auf ein halbautomatisches aufblasbares Modell der Firma Secumar zurückgegriffen. Kaufentscheidend war für mich, das ich Feststoffwesten als sperrig und unangenehm empfand. Was nützt mir eine Schwimmweste, wenn ich mich nach Möglichkeit davor drücke, sie anzuziehen, wenn sie die meiste Zeit unter Deck liegt? Daher habe ich mich für einen schlanken, flachen, kaum störend zu tragenden Halbautomaten entschieden.
Eine Treidelleine, eine Gewässerkarte, ein Ösfass zum Wasser schöpfen sowie ein Schwamm vervollständigen das Equipment.
Für das Paddeln in der kalten Jahreszeit habe ich mir mittlerweile einen Trockenanzug zugelegt, aber er ist bisher erst ein einziges Mal zum Einsatz gekommen. Naja, der nächste Herbst und Winter kommen bestimmt...

Ruderanlage und Bootswagen

Eine Ruderanlage und einen Bootswagen habe ich mittlerweile auch selbst gebaut. Hier die Links zu den Bauanleitungen:

  • Bootswagen
  • Umklappbare Ruderanlage

    Eckdaten des Bootes
    Länge 404 cm
    Länge über alles (incl. Ruder) 419 cm
    Breite 71 cm
    Gewicht incl. Ruderanlage 25 kg
    Zuladung ca. 150 kg

    Und zum Schluß die Gretchenfrage:

    Lohnt es sich überhaupt, ein Boot selbst zu bauen?

     

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